Sonntag, 10. Oktober 2010

Lesereise Zürich 2010

Hallo Schweiz und alle anderen!

Bald ist es wieder soweit, ab dem 08. November beginnt meine Lesereise in und um Zürich. Dieses Mal war die Nachfrage so groß, dass mich die Bildungsdirektion - genauer gesagt, die liebe Julia Frehnert (das ist die, die alles organisiert) - fragte, ob ich noch eine zweite Woche anhängen könnte. Nach kurzer Beratung mit der Familie und Sichtung meines Urlaubskontos stand der Sache nichts mehr im Wege.
Inzwischen sind schon die ersten Kontakte mit den Schulen geknüpft und es wird fleißig hin und her gemailt. Da ich oft gefragt werde, wie denn so eine Lesung abläuft, habe ich meinen Blogeintrag vom letzten Jahr einfach nochmals nachfolgend aufgeführt. So, nun viel Spaß beim Lesen.
(... ich habs mir eben auch nochmals durchgelesen, und man könnte ja fast meinen, so `ne Reise würde Spaß machen)



Lesereise 2009 in Zürich

Die Bildungsdirektion Kanton Zürich lud mich in der Zeit vom 09.11 bis 13.11.2009 unter dem Motto „Literatur aus erster Hand“ zu einer Lesereise ein. Wies so schön heißt „der Berg ruft“ und ich folgte, klar!

Am Sonntag war Anreisetag. Klamotten, Beamer, Laptop, CD-Spieler, Bücher (ja, die Bücher kann man sogar bei mir kaufen!), Plakate, Flyer, Fotoapparat, Geschichten, Ideen, Erfahrungen … was man halt für eine Lesung so braucht, waren gepackt -Tradition und Moderne, zwei Welten treffen aufeinander. Und, wenn wir schon dabei sind: ich war sogar mit einem Navigationsgerät ausgerüstet. Bisher hatte ich solche Geräte als Orientierungs- und Instinktverblödungsinstrumente vehement abgelehnt … aber, wer weiß, was kommt, und schwer zu tragen sind sie auch nicht. Also hab ich diesen modernen Kompass eingepackt (d.h. genauer gesagt: ausgeliehen). Und siehe da, in Zürich … immerhin eine Weltstadt mit viiiieeelen Baustellen … da war ich auf einmal ganz schön froh, ein solches Teufelsgerät mein Eigen nennen zu dürfen. Find mal im Dunkel bei strömendem Regen, Großstadtverkehr, unendlich vielen Einbahnstrassen und Kreuzungen – die Strassenbahnen nicht zu vergessen – mitten im Zentrum ein Hotel! Ich glaube ich würde heute noch umherirren. So fand ich aber relativ stressfrei meine Bleibe und tags darauf die einzelnen Schulen. Und was besonders Wichtiges, ich war immer mit genügend Vorlauf an Ort und Stelle um meine diversen Gerätschaften aufzubauen (außer am Donnerstag, aber das später)



Zusammengefasst kann man sagen, dass das mit den Lesungen wunderbar klappte. Die Kombination von Notebook, Beamer und CD-Spieler kam prima an. Auf Breitwandformat den Springfußkobold in „Äktschen“ oder die Zangen eines Hundertfüßlers Haut nah zu sehen ist schon klasse. Die Rückkopplungen von Lehrern und Kindern waren sehr ermutigend, so weiter zu machen. Sogar noch bei den 6Klässlern in Winterthur. Dort gabs allerdings keinen Zauberkristall (das wäre denn doch zu viel des Guten). Deren Interesse richtete sich eher auf das Drumherum. Wie geht das mit dem Bücherschreiben? wie lange hats gedauert bis das Buch fertig war? wer hat die Bilder gemalt? ...



Vielleicht noch ne kleine Anekdote, verbunden mit einem herzlichen Dankeschön an Frau Rossel aus Oberdürnten. Nach etwa 45 min. gespannten Zuhörens waren die Kinder – Vorschule und 1. Klasse- doch etwas unruhig … sie wollten aber unter großem Jubel noch eine Geschichte hören (das ist Applaus ohne Applaus). Da schlug Frau Rossel vor, einige Lockerungsübungen zu machen und fragte mich, ob ich nichts im Repertoire hätte, z.B. etwas aus der Geschichte von Marie und dem Pit? … na klar!!!! Das isses!!! Dass ich da aber auch nicht früher drauf gekommen bin!!! Aus dem Regenwurm jjjjipppiiii, dem Schneidekäfer schnipp, schnapp, dem Fadenwurm wickel, wickel dem Heinzelmännchen quietsch, quietsch und dem Springfußkobold hops, hops, doing, doing kann man doch eine ganz tolle Performance machen, sich strecken, beugen, hüpfen, drehen (und ganz nebenbei den Zersetzungskreislauf nochmals spielerisch verinnerlichen). Und genau das taten wir, lautstark, schwungvoll und mit einem Strahlen in den Augen. Ein neuer Bestandteil in meiner Geschichte war geboren und wurde seit der Zeit viele Male mit Erfolg eingebaut. Da siehste mal: die Gesamtheit ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile (Karl Gayer, weißer Forstmann). Also nochmals vielen Dank Frau Rossel.



Und jetzt noch einige Gedanken zum Thema BNE in der Schweiz:
Christoph und ich hatten ja auf Burg Breuberg (siehe letzter Eintrag) mein Bodenkonzept und unser Buch auf BNE Tauglichkeit hin überprüft und siehe da: 100 Punkte. Schön, aber das Rad wurde damit nicht neu erfunden … dachte ich zumindest! Aber bei den Schweizern hatte ich damit wohl Neuland betreten. Das Konzept war dort neu und unbekannt und dementsprechend das Interesse riesig. Es war toll, das eine oder andere Projekt vorstellen zu können. Gott sei Dank hatte ich einige Power- Point- Präsentationen auf dem Laptop und Gott sei Dank gibt es USB-Sticks. Das war fast wie Visitenkartentauschen. So war fruchtbarer Gedankenaustausch zwischen EU und NichtEU zwischen SaarForst und Zürich möglich. Soll mal einer sagen, Globalisierung wäre nur schlecht. Tja und scheinbar sind wir Förster im Saarland doch innovativer als wir glauben (ist ja auch eine wichtige Erkenntnis, oder?)



Am 11.11. hatte ich einen lesefreien Nachmittag (ansonsten ging es immer von morgens bis abends). Ich schlenderte durch einige alte Gässchen, schaute hier in ein Schaufenster, dort aufs bunte Treiben. Irgendwie zog es mich dann ins Züricher Großmünster, ein majestätisches 1.000 jähriges Gebäude … romanisch? gotisch? Egal! Ich trat ein. Das Innere der Kirche haute mich schier um, riesig hoch, mit monumentalen Kreuzgewölben, Stein pur ohne überladenes Glitzergold… überwältigend. Ich setzte mich hin und saugte die Ruhe und Besinnung in mich auf. Da sein und nichts tun, unvorstellbar! Plötzlich erklang die Kirchenorgel und irgendwer spielte ein Stück von Bach (nicht Tocata und Fuge, aber genau so ergreifend). Ich schloss die Augen und hatte das Gefühl in einer anderen Welt zu sein. Als danach noch eine Cellistin und ein Pianist ganz alleine ein modernes klassisches Stück spielten … und ich war das Publikum … wow, was soll ich da noch sagen? Ich schloss die Augen und hörte nur noch Musik in einem übergroßen steinernen Klangkörper.



Nach all dieser Stille holte mich dann aber doch sehr schnell wieder die Realität ein. Drinnen knurrte der Magen, draußen schäpperte die Guggemussik – klar, es war ja der 11.11.09 – Beginn der 5ten Jahreszeit. Ich ging zum Johanniter, vorbei an bunten Bands hinein in ein völlig überfülltes Restaurant. Dort bestellte ich mir meine tägliche Kalorienquelle, Röstis mit Geschnetzeltem in Kräuterbuttersauce (so lecker), 1 Bier (Durst) 1 Tempranillo (Gutschmeck). Die Leute um mich herum qualmten, was das Zeugs hält, und ne Gugge spielte „Muß i` denn zum Städtele hinaus“ nicht schön, aber voller Inbrunst. Ich trank noch nen Tempranillo, machte mir ein paar Notizen, trank noch einen Tempranillo... und noch einen... und ging dann in Kopf und Bauch schwer beladen ins Heiabettchen um mir die notwendige Mütze Schlaf zu holen. Denn der Wecker kannte morgens um kurz vor 6 einfach keine Gnade.



Tags darauf geschah dann doch das, was für mich immer ein Horrorszenarium war (nicht, dass ich morgens verschlafen hätte, nein, das war alles o.k.). Mittags auf dem Weg von einer Lesung zur anderen, sprich vom ländlichen Zweidlen zum urbanen Zürich, gab der Navi irgendwo zwischendrin den Geist auf. Da stand ich nun, mit ner nicht zuordenbaren Teilkarte, einem leeren Handy, einem völlig orientierungslosen Instinkt (wie ich es hasse, dieses Teufelszeugs und wie es abhängig macht. Wenn mich jemand gepiekst hätte, ich glaube ich wäre geplatzt) und einer viel zu großen Großstadt mit viel zu vielen Baustellen (ach, ja, das hatten wir ja schon). Frag mich nicht, wie ich ankam? Knapp zu spät, Schweiß gebadet und 50 neugierige 4Klässler, die mir beim Aufbauen genau zuschauten. Aber die Jungs und Mädels aus dem Schulhaus Untermoos waren ne klasse Klasse und fragten mir n` Loch in den Bauch.



Auf dem Rückweg zum Hotel hatte ich aber eine ortskundige Begleiterin dabei. Gudrun Baumann ist die „Kontaktperson für die Autorenschaft während des Aufenthaltes in Zürich“ … tolle Bezeichnung, was? Sie zeigte mir wo`s lang ging und anschließend tranken wir in ihrer Lieblingskneipe gemeinsam noch ein Feierabendtrunk. Als umtriebige „Ureinwohnerin“ klärte sie mich über interessante Internas aus Zürich auf. Witzig fand ich dabei den Begriff LVB als Abkürzung für „Lose Verbindung Barkante“ was soviel bedeutet wie: es gibt gewisse Lokalitäten, da kann Mann / Frau unangemeldet hinkommen und es gibt immer jemanden zum „sproche“ (das ist saarländisch).

Aber, gemach, gemach! Nicht dass jemand auf die Idee kommt, ich hätte in der Schweiz nur „dolce far niente“ oder wie das heißt gemacht. So eine Lesereise ist ganz schön anstrengend und abends um 20 Uhr war ich immer (fast !) auf meinem Hotelzimmer. Als ich dann freitags abends wieder in die Heimat fuhr, war ich ganz schön groggy aber gleichzeitig auch begeistert.

In diesem Sinne möchte ich mich nochmals für den herzlichen Empfang und die tolle Atmosphäre bedanken und einen herzlichen Gruß an alle schicken, die ich getroffen hab u.z. an den Kiga am Bach in Winterthur, und an die Schulen Langäcker in Henggart, Oberdürnten, Itschnach in Küsnach, Zweidlen, Untermoos in Zürich und Eichliacker in Winterthur.
Wie heißts so schön: man sieht sich bestimmt zweimal im Leben.





Keine Kommentare: